Persönlichkeiten: Niederstetten

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Persönlichkeiten der Stadt Niederstetten

Johann Leonhard Bauer

"Arabisch sprach er so perfekt wie seinen Hohenloher Dialekt". Mit diesem Ausspruch überreichte Prof.Dr. Römer, der damalige Botschafter im Libanon das Bundesverdienstkreuz 1962 an Johann Leonhard Bauer aus Niederstetten an seinem Alterswohnsitz in Shamlan/Libanon.

Im Vorbachtal am 9. Mai 1865 geboren und gegenüber der Frickenmühle aufgewachsen, besucht er die Lateinschule, geht ins Seminar nach Künzelsau und wird Lehrer. 1890 kommt er als Lehrer  an die Schule des  Syrischen Waisenhauses in Jerusalem. Diese Schulen, heute weiterhin im Libanon und in Jordanien bestehend,  sind  als die "Schneller-Schulen" mit Schülern aus muslimischen und christlichen Familien bekannt.

Auch heute noch werden diese Schulen von der Landeskirche und von vielen Gemeindemitgliedern unterstützt. 50 Jahre wirkte Bauer dort segensreich in einer äußerst bewegten Zeit: noch im Osmanischen Reich bis zur Ausrufung des Staates Israel 1948. Er erlebte die Entstehung des neuen Staates Israel hautnah mit. 1948 musste er emigrieren und ging in den Libanon. Seine große Leidenschaft galt der arabischen Sprache.

Günther Busch

(* 13. September 1929 in Wermutshausen, Hohenlohe, heute zu Niederstetten; † 1995) war ein deutscher Verlagslektor. Von 1963 bis 1979 lektorierte er die edition suhrkamp

Günther Busch wurde als drittes Kind seiner Eltern geboren. Sein Vater war Landschullehrer und Kantor in Wermutshausen. Seine Mutter Marie Busch, geborene Dürr, war die Tochter eines Gastwirtes. Die Buschs lebten in "bescheidenen bürgerlichen Verhältnissen". Sein Vater war Sozialdemokrat und neben seinem Lehrerberuf auch Vorsteher der örtlichen Raiffeisenbank. Während der NS-Zeit wurde der Vater aufgrund einer Denunziation verhaftet: er hatte als Kantor von der Orgel-Empore herab gegen die Durchhalteparolen des Ortspfarrers protestiert.

Busch ging in Wermutshausen in die Volksschule und wechselte dann auf die Oberschule für Jungen in Bad Mergentheim. In der dortigen Stadtbücherei beeinflusste ihn der Bibliothekar Bruno Diehm im Umgang mit Büchern.

1949 absolvierte er in Bad Mergentheim die Reifeprüfung. Busch studierte ab dem Wintersemester 1949/50 an der Universität Mainz. Unter anderem belegte er bei Ernst Käsemann Evangelische Theologie und bei Otto Friedrich Bollnow Philosophie. Weiterhin studierte er sich "quer durch die Germanistik, Romanistik und Anglistik". Er verließ die Universität zum Wintersemester 1953/54 ohne Examen, weil er "vom Existenzialismus die Nase voll" hatte. Im fränkischen Sommerhausen wurde er daraufhin Regieassistent, wo er die Schauspielerin Ingeborg Viebig-Richter kennenlernte, die er 1954 heiratete. Die Familie zog zunächst nach Stuttgart, wo Günther Busch als Literaturkritiker arbeitete. Schon im Sommer 1955 siedelte die Familie nach München über, da Busch zur regelmäßigen Mitarbeit bei der Süddeutschen Zeitung eingeladen worden war.

Busch schrieb in dieser Zeit für die Frankfurter Hefte, die Zeitschrift "Texte und Zeichen" sowie die Zeitschrift "Merkur" und arbeitete für den Hessischen Rundfunk (Abendstudio) und die Nachtstudio-Redaktion des Südwestfunks.

Nach dieser ersten Tätigkeit als Literaturkritiker und Autor schlug Busch die Laufbahn als Lektor ein. Herbert G. Göpfert, seinerzeit Cheflektor beim Carl Hanser-Verlag in München, warb Busch für den Hanser-Verlag an. Nach einem Jahr wechselte Busch nach Frankfurt zum Suhrkamp-Verlag, wo ihm Siegfried Unseld das Lektorat der neu gegründeten "edition suhrkamp" angeboten hatte.

Zur Bedeutung der "edition suhrkamp" schreiben Rebekka Habermas und Walter H. Pehle:
„Diese Buchreihe hat wie keine andere den Zeitgeist der sechziger bis hinein in die siebziger Jahre mitgeformt." (...) „Die kulturpolitische Bedeutung und Wirkung der "es" ist überhaupt nicht zu überschätzen. Daß man in jenen bewegten Jahren gelegentlich von "Suhrkamp-Kultur" sprach, hatte nicht zuletzt mit der Allgegenwart der kleinen Bände zu tun."

1979 wurde die Konzeption der Edition Suhrkamp umgestellt. Busch redigierte als letzten Band den Band 1000 der edition suhrkamp, die zweibändigen "Stichworte zur 'Geistigen Situation der Zeit'", die von Jürgen Habermas herausgegeben wurden.[2]

Er wechselte 1980 zur Europäischen Verlagsanstalt, wo er unter schwierigen materiellen Verhältnissen versuchte, ein wissenschaftliches Programm aufzubauen, was jedoch scheiterte. Anfang 1983 war Busch als Berater für den S. Fischer Verlag in Frankfurt am Main tätig. 1985 übernahm er schließlich die Leitung der Abteilung Wissenschaft des Fischer Taschenbuch Verlages und das Wissenschaftslektorat des S. Fischer Verlages in Frankfurt am Main.

Quelle: Wikipedia

Gottlob Haag

(* 25. Oktober 1926 im Niederstettener Ortsteil Wildentierbach; † 17. Juli 2008[1] in Niederstetten) war ein deutscher Dichter. Er war ein renommierter Vertreter der hohenlohischen Mundart-Literatur. Die Welt, die er in seinen Gedichten beschrieb, ist die Kleinstadt, das Dorf, die Hohenloher Heimat, die alles umgebende Natur und das Leben in ihr, auf dem Lande.

Gottlob Haag wurde als Sohn eines Korbmachers und einer Tagelöhnerin geboren. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen in Wildentierbach auf und besuchte die dortige Volksschule. Der sogenannte Volksschulabschluß sollte auch sein einziger Schulabschluss bleiben. Dass er einmal als die „Stimme Hohenlohes“ bekannt werden und zahlreiche Preise für sein literarisches Schaffen erhalten würde, war ihm nicht in die Wiege gelegt.

Er lernte zuerst den Beruf des Schneiders, wurde aber im Alter von 16 Jahren zum Arbeitsdienst und danach als Soldat eingezogen. Im November 1944 wurde er bei der Schlacht im Hürtgenwald verwundet und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und seiner Entlassung aus der Gefangenschaft 1945 schlug er sich bis 1953 wieder als Schneider durch. Danach verdiente er seinen Lebensunterhalt als Nachtwächter, Gasgeneratorenwärter, Texter einer Bausparkasse, Steinbrucharbeiter und mit anderen Hilfsarbeitertätigkeiten. Ab 1961 fand er schließlich ein dauerhaftes Auskommen als Angestellter bei der Bundeswehrverwaltung des Heeresflugplatzes in Niederstetten, wo er bis zu seinem Ruhestand 29 Jahre lang beschäftigt war.

2008 verstarb er in einem Pflegeheim in Niederstetten.

Gottlob Haags früheste prägende Lektüre war ein Buch mit Märchen und Sagen aus Württemberg. Als er das erste Mal ein Gedicht von Georg Trakl las, war er sofort fasziniert und inspiriert. In den 1950er-Jahren begann er selbst mit dem Schreiben von Gedichten, die noch verhältnismäßig naiv klingen. Das erste Gedicht von ihm wurde 1956 im Haller Tagblatt veröffentlicht und war ein Weihnachtsgedicht.[2] Die Tageszeitung Fränkische Nachrichten wollte ihn eigentlich als Berichterstatter für die Dorfnachrichten gewinnen, doch er fragte gleich nach, ob er denn nicht auch ein Gedicht oder eine Zeichnung einsenden dürfe. So erschien Ende 1958 in den FN ein Gedicht, dem noch zahlreiche andere folgten. Es beginnt mit den Zeilen:

Wie schlägt mein Herz im Pferdeschritt, ich brauche keine Uhr / Ich zähle Stunden, Tag und Zeit aus meines Wagens Spur …

Ab da schuf er sein umfangreiches Lebenswerk. Seinen ersten Gedichtband Hohenloher Psalm veröffentlichte er 1964. Bis an sein Lebensende wurden es mehr als 40 Bücher, die meisten davon Gedichtbände, in Hochsprache wie in Mundart. Ab Mitte der 1960er-Jahre wurde Haag durch zahlreiche Beiträge im Bayrischen Rundfunk besonders im fränkischen Raum bekannt. Erst langsam begann sich danach auch der Süddeutsche Rundfunk für ihn zu interessieren. Neben seinen Gedichten schuf Haag Volkstheaterstücke, die unter anderem im Tempele (einer Naturbühne in Niederstetten) aufgeführt wurden. Für viel Wirbel und Diskussionen sorgte er Mitte der 1980er mit seinem Stück Dorfidylle 1943 – 45, das er vom Theaterverein Hollenbach aufführen ließ. Neben einer Hohenloher Version des Götz-von-Berlichingen-Stoffes übertrug er auch biblische Texte und das Vaterunser in das Hohenlohische.

Sein Nachlass wurde vom Kulturamt der Stadt Niederstetten archiviert und ist auf Anfrage einsehbar.

„Er ist ein Naturtalent. In des Wortes reinster Bedeutung. Mit der Sprache lebt er. Zwischen den Städten wohnt er, Nürnberg im Osten, Stuttgart im Westen. In ihren Dialekten denkt er, und genau zwischen ihnen schreibt er. Denn in Hohenlohe scheiden sich die Geister, die er versammelt zu einer Tonlage, die nur er beherrscht. Oder vielmehr: deren Untertan er ist. Im fränkisch-schwäbischen Grenzbereich geschieht mehr als leichthin Bemerkenswertes, seit es ihn gibt: das Verschmelzen zweier Wesensarten zu Literatur, wie sie nur dort gedeiht. Und, letztlich, auch nur dort völlig begreifbar wird, bisher jedenfalls."

Wolfgang Buhl

„Da ist nichts oberflächlich in den Raum gesprochen, sondern jedes Wort klingt sorgfältig gesetzt und mit Liebe schlicht geformt. Haag beschreibt die Natur, das Leben auf dem Land, er reflektiert über Religion, aber er ist auch ein Wahrheitssucher, ein Freiheitsforscher und ein entschiedener Gegner von Krieg und Gewalt. Ohne seine Stimme wäre Franken und seine Literatur um einiges ärmer."

Festschrift zum Wolfram-von-Eschenbach-Preis 1987

Veröffentlichungen

  • Hohenloher Psalm. (Gedichte) Hohenloher Druck- und Verlagshaus, Gerabronn 1964
  • Mondocker. (Gedichte) Verlag Nürnberger Presse, Nürnberg 1966
  • Schonzeit für Windmühlen. (Gedichte) Verlag Nürnberger Presse, Nürnberg 1969
  • Mit ere Hendvoll Wiind. (Gedichte in hohenlohisch-fränkischer Mundart mit einer vom Autor besprochenen Schallplatte) Verlag J.P. Peter, Gebrüder Holstein, Rothenburg o.d. Tauber, 1970
  • Unter dem Glockenstuhl - Fünf Funkgedichte. Wettin-Verlag, Kirchberg/Jagst 1971
  • Ex flammis orior. (Gedichte) Wettin-Verlag, Kirchberg/Jagst 1972
  • Dr äerscht Hoheloher. (Tonbuch) Wettin-Verlag, Kirchberg/Jagst 1973
  • Schtaabruchmugge. (Gedichte in hohenlohisch-fränkischer Mundart mit einer vom Autor besprochenen Schallplatte) Wettin-Verlag, Kirchberg/Jagst 1979
  • Lass deinen Schritt auf leisen Sohlen gehen. (Lyrik und Prosa) Echter Verlag, Würzburg 1979
  • Bass uff wenn dr Noochtgrabb kummt. (Gedichte) Hohenloher Druck- und Verlagshaus, Gerabronn 1982
  • Fluren aus Rauch. (Gedichte) Echter Verlag, Würzburg 1982
  • Haitzudooch. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1984
  • Abschied nehmen ist wie leises Sterben. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1986
  • Tauberherbst. (Ausgewählte Gedichte, Band 1) Frankonia Buch, Tauberbischofsheim 1986
  • Bin ich nur Stimme. (Ausgewählte Gedichte, Band 2) Frankonia Buch, Tauberbischofsheim 1987
  • Zwische de Zeile. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1987
  • Der graue Tag hängt im Novemberwind. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1988
  • Lass deinen Schritt auf leisen Sohlen gehen - Drei lyrische Kirchgänge. (2. erweiterte Auflage) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1990
  • Atemnoet. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1990
  • Götz vo Berlichinge. (Volksstück in hohenlohisch-fränkischer Mundart) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1991
  • Liegt ein Dorf in Hohenlohe - Sechs lyrische Herbst- und Landschaftsbilder. Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1992
  • Und manchmal krähte der Wetterhahn - Hohenlohisches Tagebuch. Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1992
  • Mit ere hendvoll Wiind. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1993
  • Neewenoodappt. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1993
  • An die Spätgeborenen. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1994
  • Blasius Heyden oder wie mer en Pfarr schlacht. (Volksstück in hohenlohisch-fränkischer Mundart) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1994
  • Erlkönig lässt grüßen. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1994
  • In dr heiliche Noocht. (Weihnachtsbuch in hohenlohisch-fränkischer Mundart) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1994
  • Groessi Schprich. (Das Hohe Lied Salomos in hohenlohisch-fränkischer Mundart) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1994
  • Mit der Elle des Herzens gemessen - Sechs lyrische Hörbilder aus Franken. Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1995
  • Vorbachsommer. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1996
  • An Tagen wie diesen. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1996
  • Lauter guedi Laiit - Fünfundzwanzig Geschichten aus Hohenlohe. Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1996
  • Gesslers Fall oder die Niederstettener Revolution anno 1848 - Eine Revolutionskomödie. Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1998
  • Die Stunde des Anglers. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1998
  • Daheim in Hohenlohe - Sechs lyrische Hörbilder. Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1999
  • Zeilen aus Hohenlohe. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 1999
  • Mit schtaawiee Schueh. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 2000
  • Ohne Beschwernis. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 2000
  • Bis zum letzten Akkord. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Bergatreute 2001
  • Sich selbst genug. (Gedichte) Verlag Wilfried Eppe, Aulendorf/Bergatreute 2004
  • "Der Bankert" oder Ein zufriedenes Leben. (Autobiographischer Roman) Verlag Eppe GmbH, Aulendorf/Bergatreute 2004
  • Anneweech. (Erzählungen und Geschichten) Verlag Eppe, Aulendorf/Bergatreute 2005
  • Bin ich nur Stimme. (Gedichte) Verlag Eppe, Aulendorf/Bergatreute 2006
  • Dr kritische Gottlob Haag. Zeitkritische Texte aus dem literarischen Schaffen von Gottlob Haag. Verlag Eppe, Aulendorf 2011, ISBN 978-3-89089-269-6 (Hrsg. Peter Schäfer).

Auszeichnungen

  • 1965 Förder-Preis der Stadt Nürnberg
  • 1978 Bundesverdienstkreuz am Bande (3. April 1978) für literarische Leistungen und die Erhaltung und Förderung der Hohenloher Mundart[4]
  • 1987 Wolfram-von-Eschenbach-Preis
  • 1993 Landespreis für Volkstheaterstücke für Götz vo Berlichinge
  • 1994 Gottlob-Haag-Ehrenring, gestiftet durch den Bad Mergentheimer Goldschmied Helmut Frauenberger
  • 1996 Verleihung der Ehrenbürgerrechte der Stadt Niederstetten
  • 2002 Medienpreis der Hohenloher Zeitung
  • 2007 Ludwig-Uhland-Preis

Quelle: Wikipedia

Hier ist eine Hörprobe des Gedichtes "Mit eere Händ voll Wiind", eingelesen von Gottlob Haag

Albert Sammt

Albert Sammt, 1889 als Sohn eines Seilers in Niederstetten geboren, kam bereits 1912 zum Zeppelin Luftschiffbau. Er begann als einfaches Besatzungsmitglied und arbeitete sich zum Kapitän hoch. 1924 war er Höhensteuermann bei der ersten Zeppelin-Atlantik-Überquerung; 1937 überlebte er als Offizier das furchtbare Unglück des LZ 129 „Hindenburg“ in Lakehurst.

Danach war er Kommandant des letzten deutschen Zeppelins LZ 130 „Graf Zeppelin“. Im Jahr 1937 wurde er zum Ehrenbürger Niederstettens ernannt. 1982 starb Albert Sammt 93-jährig. In seiner Heimatstadt Niederstetten ist er beerdigt.

Die Eröffnung des ersten nach ihm benannten Museums im Schloss Haltenbergstetten erlebte Albert Sammt nicht mehr. Dieses wurde 1982 mit Hilfe der Familie Sammt eingerichtet. Sie fand Unterstützung durch die Zeppelinwerke Friedrichshafen sowie private Leihgeber.

Für den Bau des KULT wurde das Museum neu konzipiert und in die Städtische Mediothek integriert. Eine übersichtlich gestaltete Dokumentation mit großformatigen Fotos ist 'schwebend´ installiert - gehalten von original Zeppelin-Profilrekonstruktionen. Die Schautafeln informieren über Sammts bewegte Lebensgeschichte und damit auch über die Geschichte der Zeppelin-Luftschifffahrt, eingebettet in den jeweiligen historischen Kontext, der durch Seitenblicke auf zeitgleiche politische oder kulturelle Ereignisse sowie technische Entwicklungen hergestellt wird. Mit Fotos dokumentiert sind die großen Fahrten, an denen Albert Sammt teilgenommen hatte: Die erste Atlantiküberquerung, die Weltfahrt mit Pazifiküberquerung, die Arktisfahrt, der planmäßige atlantische Passagierverkehr. Neben der Dokumentation finden sich auch mehrere Zeppelin-Modelle, darunter ein Großmodell vom LZ 129 Hindenburg, Malerei, Reproduktionen aus der Zeit der Zeppeline (Karten, Zeitungsartikel), ein großer Daimler-Motor, Hüllenstoffe, eine Speisekarte und Inventarstücke aus dem LZ 130 (u.a. ein Teeservice, Aluminiumstühle). Das Museum kann zudem mit dem Video „Mein Leben für den Zeppelin“ aufwarten, in dem Albert Sammts Tochter wichtige Episoden aus Sammts Leben erzählt.

Ein Besuch des Albert-Sammt-Zeppelin-Museums im KULT lässt die Faszination der Zeppeline wieder lebendig werden.

Pfarrer Hermann Umfrid

Von 1929 bis 1934 war Hermann Umfrid Stadtpfarrer der Vorbachtalgemeinde Niederstetten. Geprägt vom pazifistisch orientierten Vater, der 1914 sogar für den Nobelpreis vorgeschlagen wurde, studiert er Theologie und wird Pfarrer. Die Kirchenleitung legt ihm nahe, sich auf die freie Pfarrstelle zu bewerben.

Er bringt eine gewisse Weltläufigkeit und Offenheit mit ins Städtchen. Manche tun sich schwer mit diesem „modernen“ Pfarrer, der Sympathien mit der Jugendbewegung hat. Dementsprechend kleidet er sich, 
spielt Geige und kann gut mit der Jugend. Er gilt als fröhlich und Neuem aufgeschlossen. Er baut einen guten Kontakt auf zur jüdischen Gemeinde vor Ort. Dort besucht er schon mal einen Sabbatgottesdienst und wird von Familien zum Passahfest eingeladen.Am Samstag, den 25 März 1933 kommt es zu einem brutalen Vorfall auf dem Rathaus der Kleinstadt. Von Heilbronn aus fiel eine Horde von grölenden SA-Leuten, Polizisten und Kriminalbeamten in einige hohenlohische Orte mit jüdischen Gemeinde ein. Man begann in Niederstetten und drang am frühen Morgen in jüdische Häuser ein, durchsuchte diese nach Waffen und staatsfeindlichem Propagandamaterial. Es kam zu üblen Szenen. Die Männer wurden in den Rathaussaal geschleppt.

Die Ortspolizei bewachte die Rathaustreppe und die SA-Leute schlugen die Juden auf das brutalste zusammen. Einige wurden lebensgefährlich verletzt. Andere mussten später in der Klinik behandelt werden. Durch die Gemeindeschwester erfuhr Pfarrer Umfrid davon. Diese flehte ihn an, er müsse dazu etwas sagen. Die Menschen in Niederstetten waren zutiefst verunsichert. „Die einen verhehlen schlecht ihre Schadensfreude, die anderen waren völlig eingeschüchtert“ so beschreibt er es. Der Gemeinde muss geholfen, sie braucht jetzt eine Orientierung, überlegt er in jener Nacht.

Am Sonntagsgottesdienst am Tag darauf wurde der evangelische Pfarrer deutlich. In seiner Predigt formuliert er sorgfältig. Er beginnt mit einem Vertrauensvorschuss auf die neue Regierung, sagt einiges zu den nichtchristlichen Mitbürgern und nimmt dann die Geschehnisse des Vortages ernst: Nur die Obrigkeit darf strafen. Alle Obrigkeit hat über sich die Obrigkeit Gottes und darf Strafen nur gegen die Bösen handhaben und nur, wenn zuvor gerecht gerichtet wurde. „Was gestern in dieser Stadt geschah, das war nicht recht. Helfet alle, dass der Ehrenschild des deutschen Volkes blank sei!“

Die Predigt hatte Wirkung. Die verängstigten Bürger gingen neu belebt nach Hause. Doch nach dieser Predigt begannen auch schon gleich die Angriffe gegen den Pfarrer. Am Nachmittag bereits schickte man den Bürgermeister, der auch Mitglied des Kirchengemeinderats war zum Pfarrer. Er müsse seine Predigt widerrufen. Am Montag gab es eine Sondersitzung des Gremiums. Nicht wenige Mitglieder stellten sich zunächst noch hinter ihren Pfarrer. Dieser betonte auch den anwesenden Vertretern der NSDAP gegenüber, „dass hier in unchristlicher und unmenschlicher Weise vorgegangen sei und dass es sich hier um einen Übergriff handle, gegen den wir alle zusammenstehen müssen". Diese Ansicht wurde nicht geteilt. Am Schluss wurde erregt gefordert, „dass Politik nicht auf die Kanzel gebracht werden dürfe".

Zwei Tage später begann sich das Blatt zu wenden. Immer stärker distanzierte man sich vom mutigen Ortsgeistlichen. Es gab einen Verweis des Dekans, der unter anderem feststellte, dass für einen Sonntagsgottesdienst zu viel Politik auf die Kanzel gebracht und für das fränkische Empfinden von diesen Dingen zu direkt geredet worden sei. Der Oberkirchenrat, dem Umfrid seine Predigt zugeschickt hatte, schloss sich der Rüge an und lies ihn allein.

Dies blieb natürlich der NSDAP nicht verborgen. Von dort aus blies man zum Großangriff. Predigten wurden abgehört. Immer wieder wurde er Verhören unterzogen. Nachts wird ihm aufgelauert. Er wird mit KZ-Haft bedroht.

Dennoch lässt sich der Pfarrer den Mund nicht verbieten. So unterstützt er als einziger in der Stadt den neuen jüdischen Lehrer Alex Roberg. Er wirkt mildernd auf einen Kollegen ein, der als fanatischer Nazi gegen die Juden hetzt.

Januar 1934 wird eine weitere Drohkulisse aufgebaut. Der Kreisleiter fordert den Mann auf, sein Amt aufzugeben. Umfrids Widersacher treffen auf keinen Widerspruch, auf keine Solidarität seitens der Bevölkerung. Der 42- jährige Pfarrer und Vater von vier Töchtern weiß keinen Ausweg mehr. Am 21. Januar nimmt er sich nach einem Nervenzusammenbruch das Leben, wohl auch um die Familie vor Sippenhaft zu schützen. Die Niederstettener jüdischen Glaubens – viele von ihnen wurden später deportiert – beklagten den Tod des Geistlichen. „Unser Beschützer ist nicht mehr". Die Überlebenden der jüdischen Gemeinde Niederstetten pflanzen zum Andenken an ihn 1979 einen Ehrenhain bei der Gedenkstätte Yad Vashem.

Und die Menschen in Niederstetten heute? Sie könnten stolz sein auf Hermann Umfrid, so ist es im Heimatbuch der Stadt vorsichtig formuliert.

Friedrich Witt

Komponist Friedrich Witt wurde 1770 (im gleichen Jahr wie Ludwig van Beethoven) in Niederstetten geboren und hier in der Jakobskirche getauft. 1789 wurde er in die Hofkapelle des Fürsten Kraft Ernst von Oettingen-Wallerstein aufgenommen. Ein Unterricht bei Antonio Rosetti wird vermutet, kann aber nicht belegt werden. 1796 verließ Witt Wallerstein und begab sich auf eine mehrjährige Konzertreise, die ihn unter anderem nach Wien führte. Dort befanden sich unter den Zuhörern eines seiner Konzerte auch Joseph Haydn und weitere führende Persönlichkeiten des Wiener Musiklebens. Das Konzert war ein großer Erfolg und brachte Witt mehrere Anfragen nach weiteren Konzerten ein. Im Frühjahr 1802 wurde er zum Hofkapellmeister in Würzburg (wo er bis zum seinem Lebensende blieb) berufen, ab 1814 war er auch Kapellmeister am Theater in Würzburg.

Zu Witts musikalischen Vorbildern zählen Antonio Rosetti und Joseph Haydn. Gerade in den langsamen Sätzen seiner Werke gelangen ihm sehr stimmungsvolle Kompositionen, in denen er sich als echter Romantiker zeigt. Seine Werke zeichnen sich durch eine farbige Instrumentierung mit Holzbläsern und Hörnern aus. Im Zentrum seines Schaffens stehen 23 Sinfonien, daneben schuf er auch Instrumentalkonzerte, Kammermusik, Messen und weitere geistliche Werke. Sein bekanntestes Werk ist die "Jenaer Sinfonie", die von der Musikwissenschaft ein halbes Jahrhundert lang für ein Werk von Ludwig van Beethoven gehalten wurde, was viel über die Qualität von Witts Musik aussagt. Auch der bekannte Schriftsteller und Komponist E. T. A. Hoffmann äußerte sich in einer Rezension von Witts Sinfonien sehr lobend über Witts Kompositionen.
(Thomas Martin im Programm „Festliche Bläsermusik von Händel bis Witt“)

Niederstetten und Friedrich Witt
Im Heimatbuch der Stadt Niederstetten hat Iris Berner-Ajdnik einen verdienstvollen Artikel über Friedrich Witt und seinem Stiefbruder Heinrich Düring (1778 – 1858) geschrieben. (Das Heimatbuch der Stadt Niederstetten, 650 Jahre Stadt Niederstetten, herausgegeben von Walter Krüger, ist nach wie vor sehr empfehlenswert(!) und im Rathaus Niederstetten bei der Stadtkasse zu 12,50 € erhältlich)

Niederstetten ehrte Friedrich Witt mit einem Konzert und Festvortrag 1970 zum 200. Geburtstag. Auch bei den Stadtjubiläen wurden Werke Witts aufgeführt: 1991 bei der Feier zu 650 Jahre Niederstetten und 2001 zum 1200-jährigen Jubiläum Niederstetten.

Ausstellung zu Friedrich Witt in der Alten Schule Niederstetten
Gerhard Götz entdeckte im Hohenloher Zentralarchiv in Neuenstein zwei Messen in Einzelstimmen von Friedrich Witt, überführte sie in das heutige Notenbild, stellte die Partituren zusammen und führte sie in Künzelsau auf. Seine Beschäftigung mit Friedrich Witt führte zur Erstellung mehrerer Vitrinen. In der ersten Vitrine geht es um Witts Leben, seine Lebensstationen und die Wirkung seines Werks. In der zweiten Vitrine wird der Prozess der Umschreibung und das Zusammenfügen der Handschriften in ein heutiges Notenbild veranschaulicht – nicht nur für Musiker interessant! Zu hören sind die von Götz aufgefundenen und aufgeführten Messen von Friedrich Witt. Die Vitrinen sind im Foyer im 2. Stock der Alten Schule Niederstetten (Lange Gasse 32) zu besichtigen.

Friedrich Witt in der Städtischen Mediothek Niederstetten
Von Witt stehen mehrere CDs zur Ausleihe zur Verfügung (Orchesterwerke u.a. Jenaer Symphonie in C-Dur, Flötenkonzert, Kammermusik für Bläser und Streicher). Für Interessierte: es gibt mehrere CDs im Handel sowie Werke von Witt im Internet auf YouTube.com.